Liederkranz Ellhofen 1876 e.V.
Männerchor "Spätlese"

Gegen Mauern, Zäune, Ängste

 

  

Heilbronn Griechische Gemeinde bringt das Drama um tote Flüchtlinge im Mittelmeer ins Bewusstsein

     

Von unserer Redakteurin Bärbel Kístner

     

Der Flüchtlingszustrom nach Deutschland ist vorerst abgeebbt, Geflüchtete sind in den Medien derzeit nur noch ein Thema unter vielen. Die Griechische Gemeinde Heilbronn dagegen rückt die Flucht von Menschen bei ihrer Veranstaltung in der Volksbank in den Mittelpunkt, macht sich stark gegen Mauern und Zäune und bringt unter anderem das Drama um

hunderte im Mittelmeer ertrunkene Menschen wieder ganz nah. 

    Der fast vierstündige Abend lässt Raum für ausführliche Präsentationen, etwa von, Anastasios Giakournis von Ärzte ohne Grenzen. Der Mediziner war monatelang in griechischen Flüchtlingslagern im Einsatz. Fotografien und Videosequenzen zeugen von Not und Elend auf den Urlaubsinseln in der Ägäis und von der Notwendigkeit humanitärer Hilfe.

    Wiener Beispiel „Wie wäre es, wenn Sie hier, in ihrer wunderschönen, sicheren und gemütlichen Stadt Schüsse, Granatenfeuer oder Militärflugzeuge hören würden?“, fragte Fabian Eder das Publikum im Gumbel-Saal. Der österreichische Filmemacher erinnert sich, wie an der Grenze zu Ex-Jugoslawien der Balkankrieg zum Greifen nahe rückte und über Nacht 120 000 bosnische Flüchtlinge nach Österreich kamen.

    In seinem 45-minütigen Film zeigt Eder am Beispiel des 1995 eröffneten Wiener Integrationshauses wie die Aufnahme und Integration von Asylsuchenden gelingen kann. 4700 Menschen werden pro Jahr intensiv betreut, darunter viele unbegleitete Minderjährige. 100 Mitarbeiter kümmern sich um rechtliche Fragen, stabilisieren Traumatisierte und helfen, den Alltag zu bewältigen. Den Ängsten der Bürger vor dem vielen Fremden stellt der Film die Geschichte einer syrischen Jugendlichen gegenüber und gibt der anonymen Bedrohung ein Gesicht.

     Was braucht es, damit Integration gelingen kann, das ist eines der Themen der anschließenden Podiumsdiskussion, unter anderem mit Bundes- und Landespolitikern. Für Josip Juratovic (SPD) ist „ein Arbeitsplatz der beste Integrationsort“, mit einer Arbeit und Aufgabe seien Probleme leichter zu ertragen. Das sieht Nico Weinmann (FDP) ähnlich. „Wenn man miteinander und nicht nebeneinander lebt und sich über Schwierigkeiten offen unterhalten kann, dann ist Integration gelungen“, erklärt Susanne Bay (Grüne). Aus der Arbeitswelt stammt die Definition von Rechtsanwalt Nikolaos Sakellariou: „Wenn ein Schwabe erlebt, dass der türkische Kollege neben ihm am Band pünktlich ist, sich um seine Kinder kümmert und auch noch die Kehrwoche erledigt, ist er in Baden-Württemberg integriert.“

   Für Richard Pitterle (Linke) ist Heimat dort, „wo ich mich einmische und für bessere Lebensverhältnisse einsetze“. Auf die Frage „schaffen wir das“, hat Dr. Bernhard Lasotta (CDU) eine klare Antwort: „Wenn wir wollen, schaffen wir es.“ Eine Gesellschaft brauche klare Regeln und ein großes Herz, damit Integration gelinge. Dass Bürger Flüchtenden unvoreingenommen begegnen, ist sein Wunsch.

 

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